Level des MonatsJeden Monat werfen wir einen näheren Blick auf einen herausragenden Level. Herausragende Levels sind dabei solche, die sich durch die höchsten Bewertungen durch die Spieler auszeichnen, und dabei zugleich von genügend vielen Spielern auch bewertet wurden. Es ist also Ihre Wahl, die den Level des Monats bestimmt. Bitte werten Sie Levels, nachdem Sie sie gespielt haben, und vergessen Sie nicht, die Wertungen zusammen mit Ihren Spielergebnissen zum Ende eines jeden Monats uns zuzusenden. Sie können alle vorigen Level des Monats in unserem Archiv finden. April 2009: „Plan Ahead“ von Jacob Scott
Diesen Monat präsentieren wir Ihnen einen weiteren Level von Jakob, dem Baumeist … Verzeihung, von Jacob Scott. Dieser Autor ist bereits eine lebende Legende, nicht nur unter den Enigma-Spielern, sondern auch, wie uns bereits seit längerem bekannt ist (siehe LdM 7/2008, Gods Of Enigma II), in der Welt der Murmeln. Er hat neue herrausragende Level mit einer solch erstaunlichen Geschwindigkeit hervorgebracht, dass einige Enigma-Experten schon zu zweifeln begannen, ob er denn wirklich menschlicher Natur sei (siehe LdM 7/2007, Elaborate), und meiner Ansicht nach klingen ihre Argumente ziemlich überzeugend. Enigma V # 21
Um die Wahrheit zu sagen, wussten wir zunächst nicht so recht, wie wir es am besten angehen sollten, einen Artikel über einen Level wie diesen zu verfassen. Es schien uns nahezu unmöglich zu sein, etwas über den Level zu schreiben, das nicht zu einem einzigen riesigen Spoiler geraten würde. Dann aber kam uns der rettende Gedanke: Warum sich selbst etwas aus den Fingern saugen, wenn wir unseren Lesern doch einen Erfahrungsbericht aus erster Hand anbieten könnten, von einer Person, der eine Innenansicht des Levels vergönnt war? Keinen Plan, wer gemeint sein könnte? Die Rede ist natürlich von Henry Blackball. Ja, genau, der Henry Blackball, der berühmte Weltreisende, die Murmel, die sich in mehr Enigma Welten gewagt hat als je eine Murmel zuvor — und auch danach. Bereits zu Lebzeiten wurde er zur Legende. Und als er zu Beginn der Ära 1.0 sein Buch „Gegen die vier Elemente und andere Abenteuer“ veröffentlichte, das im Handumdrehen zum Bestseller avancierte, wurde er wahrhaftig zu einem Begriff. Sein mysteriöses Schicksal verstärkte nur das öffentliche Interesse an seiner Person. Kurz nach dem Erscheinen des Buches kehrte er Ruhm und Reichtum, welche ihm der Erfolg als Bestsellerautor beschert hatten, den Rücken zu, und begab sich auf seine zweite Reise zur Welt der Götter, woran auch die göttlichen Rundungen seiner reizenden Braut Anna Whiteball nichts zu ändern vermochten. Wie aufmerksame Leser unserer LdM-Rubrik sicherlich richtig vermutet haben, kehrte er niemals zurück. Ebenso wenig wie Anna Whiteball, die voll Sorge um das Wohlergehen ihres Liebsten bald darauf ebenfalls ihr Zuhause verlies, um sich auf die Suche nach Henry zu machen, in der Hoffnung ihm bei seinen Abenteuern hilfreich zur Seite stehen zu können. Denjenigen unter unseren Lesern, denen es gelungen ist, den Level zu lösen, wird sicherlich nicht entgangen sein, dass Henry Blackball in seinen Schilderungen auf Detailtreue nicht ganz so viel Wert legt. In seinem Buch hat er Dichtung und Wahrheit miteinander verwoben, und noch viele Jahre nach seinem Verschwinden murmelte man darüber, wieviel des von ihm Beschriebenen er denn wirklich erlebt habe, und wieviel lediglich von ihm erfunden worden sei. Die Leser werden sicherlich selbst merken, dass manches in Henrys Erzählung etwas unwahrscheinlich klingt. Einige Dinge, die er in diesem Kapitel beschreibt, konnten von anderen Reisenden, die dieser Welt nach ihm einen Besuch abstatteten, so nicht bestätigt werden, was darauf hindeuten könnte, dass diese lediglich seiner Phantasie entsprungen sind. Vielleicht aber auch nicht. Es ist allgemein bekannt, dass die Welten Enigmas sich gelegentlich auf mysteriöse Weise verändern. Kurze und leicht zugängliche Wege zu den Oxyds verschwinden mit einem Mal auf ebenso mysteriöse Weise, wie neue Hindernisse aus dem Nichts auftauchen. Möglicherweise hat auch die betreffende Welt eine Phase der Veränderung durchlaufen seit Henrys Besuch. Wie dem auch sei, wir sahen uns genötigt, einige Passagen des Kapitels hier nicht zu veröffentlichen, um denjenigen unter unseren Lesern, die den Level nocht nicht gelöst haben, nicht zu viel zu verraten und ihnen nicht den Spass zu verderben. Für unseren Artikel haben wir die Standardausgabe des Murmel Verlags verwendet. Die erste Ausgabe von Henrys Buch war durch die Murmelregierung erheblich zensiert worden, die dadurch verhindern wollte, dass wichtige Informationen über einige von Enigmas Welten an die Öffentlichkeit gelangten. Später dann, als es zu ersten Unruhen kam im Zuge der Forderung weißer Murmeln nach Gleichberechtigung, wurden weitere Passagen gestrichen, die nicht im Einklang mit den vorherrschenden politischen und sozialen Einstellungen der damaligen Zeit standen. Selbst die urkomischen Ausführungen über Minikugeln — winzige insektenartige Kreaturen, die sich mittels einer eigentümlichen Art von Löchern im Boden von Welt zu Welt fortbewegen — waren davon betroffen, obwohl es bis auf den heutigen Tag niemandem gelungen ist festzustellen, ob Minikugeln sich denn überhaupt auch nur im Allergeringsten dafür interessieren, was Murmeln über sie denken. Die Edition des Murmel Verlags, die auf einem Manuskript beruht, das man etliche Jahre nach Henrys Verschwinden auf dem Dachboden seines Hauses entdeckt hat, ist die erste, die den vollständigen Text seines berühmten Werkes umfasst. Gegen die vier Elemente und andere AbenteuerVon Henry BlackballKapitel 23: Wie ich mich beim Vorausplanen selbst übertrafLangsam öffnete ich meine Augen. Die erdenklich knappe Flucht vor den Rotoren war mir noch lebendig im Gedächtnis. Ich konnte gerade noch das letzte Oxyd an diesem verrückten Ort berühren, kurz bevor mich diese verfluchten Kreaturen in Stücke gerissen hätten. Mit etwas Glück schaffte ich es gerade noch rechtzeitig, mich und Montag1 aus dieser heiklen Lage in die nächste Welt zu teleportieren. Es war ein wirklich
schöner Ort … Montag … Wo ist er?? Ah, dort, auf der anderen Seite des … Teichs? Jawohl, hier befand sich ein Teich und … Zum ersten Mal nahm ich diesen Ort richtig wahr. Die Umgebung war recht schön, übersichtlich, mit dunkelrotem Untergrund und grauen Mauern. Da gab es den Teich, auf zwei Seiten eingefasst von gelben Mauern, zwei Einbahnwege (deren Untergrund sich in Wohlgefallen aufzulösen begann; das musste berücksichtigt werden, sollte ich diese Wege benutzen müssen), dann lagen noch ein paar Samenkörner verstreut herum und in deren Nähe eine alte abgenutzte Tasche. „Was der armen Seele, die das zurückgelassen hat, wohl geschehen ist“, dachte ich mir. Sich darüber allzu lange den Kopf zu zerbrechen, schien mir jedoch wenig angebracht. Und ganz rechts waren die Oxyds. Die Oxyds? So einfach zu erreichen? Die Götter, welche die vielen Welten Enigmas erschaffen hatten, waren nur selten so wohlwollend. Existiert irgendwo ein verstecktes Oxyd? Ich schaute mich um. Auf der anderen Seite des Teichs bei Montag gab es einige andere Oxyds. Wir hatten sie nur abwechselnd zu öffnen, und dann würde Montag über den Einbahnweg herüberkommen und das letzte hinter der weißen Einfassung öffnen. Alsbald empfand ich sowohl Erleichterung als auch Enttäuschung. Erleichterung, da ich sehr wahrscheinlich an diesem Ort nicht für ein Jahr festsitzen würde, um einige harte Rätsel zu lösen, oder meine wertvollen Extra-Leben vor Rotoren fliehend nicht aufs Spiel zu setzen bräuchte. Enttäuschung, weil man bei der Erforschung von Welten wie dieser kaum Ruhm ernten konnte. Da diese Welt ziemlich einfach erschien und keine unmittelbare Gefahr bestand, entschloss ich mich, mir etwas Zeit zu nehmen und mich genauer umzusehen. Ich holte aus meiner Westentasche ein Buch, von dem ich mich niemals trennte: „Welcher Gott hat diese besondere Welt erschaffen?“ von William Whiteball2. Zum abertausendsten Mal fragte ich mich, warum ich immer wieder dieses Buch zu Rate zog. Wie können wir uns nur sicher sein, dass die Götter Enigmas überhaupt existiert haben, geschweige denn wissen, welche Utensilien jeder Einzelne von ihnen bevorzugt hat, als er seine Welten erschuf? Aber andererseits wird behauptet, die alte Murmel habe sich mit vielen verbotenen Mysterien eingehend befasst, fremdartige Orte besucht und Schriften gelesen, auf die seit Äonen keine Murmel einen Blick geworfen hat. Vielleicht ist also doch zumindest ein Körnchen Wahrheit in seinem Werk enthalten. Okay, Frage Nr. 1: „Versuchst du seit Monaten, die Rätsel dieser Welt zu entschlüsseln, trotz der Tatsache, dass nirgends etwas verborgen ist? Falls das der Fall ist, gehe weiter zu Frage Nr. 2, ansonsten gehe zur Frage Nr. 5.“ Ha, nein, die Welt ist sogar viel einfacher als ich mir das wünsche. Frage Nr. 5: „Sitzt dir eine wie verrückt tickende Uhr im Nacken?“ Mein Gott, natürlich nicht! Wäre es so, würde ich dein verdammtes Buch nicht lesen, du dämlicher Langweiler. Frage Nr. 10 … Frage Nr. 11 … Frage Nr. 39 … Endlich! „Deine Welt wurde höchstwahrscheinlich erschaffen von Jakob dem Baumeister.“ Okay, und wirst du mir jetzt bitte irgendeinen Beweis liefern, dass Jacob der Baumeister tatsächlich existiert hat? Nein, wirst du nicht, weil du keinen hast. Aber genug davon! Lass uns die Oxyds öffnen und uns dann einen interessanteren Ort aufsuchen. „Heh, Montag!“ Die dumme Kreatur hatte
ihren Yin-Yang verloren! Doch plötzlich überfiel mich ein erschreckender Gedanke. Die dumme Kreatur hatte ihren Yin-Yang verloren! Naja, man kann nicht erwarten, dass jemand, dessen Nachname Whitebrush lautet, besonders helle ist, aber das war schon ein wenig zu viel des Guten sogar für einen wie ihn3. Panik überkam mich und die eiskalten Finger des Schreckens schlossen sich um mein Herz. Ich sitze für alle Zeiten hier fest! Niemand wird zu meiner Rettung erscheinen! Dann jedoch sagte ich zu mir, „Nun gut, Henry, keine Panik! Früher oder später wird dir schon etwas einfallen.“ Langsam schaute ich mich nochmal um. Was steht mir zur Verfügung? Eins — zwei — drei — vier — fünf Körner, eine Tasche und zwei Dynamitstangen dort drüben jenseits des Einbahnwegs. Gar nicht so schlecht. Es muss einen Weg geben, sie zu benutzen, es muss … Auf einmal sah ich, was zu tun war. Großartig! Die Kreatur auf der anderen Seite des Teichs hat keine Körner, hat sie aber dringend nötig. Ich habe die Körner und ebenso eine Tasche. Damit sollte es möglich sein, ihm ein paar zu bringen. Die Einbahnwege befinden sich kurz vor dem Zerfall, weshalb mir höchstens ein Versuch bleibt, hinüber und zurück zu gelangen. Wieviele Körner muss ich nun Montag geben? Muss ich irgendetwas von der anderen Seite des Teichs mitnehmen? Ich überdachte die Situation ein bisschen mehr. [..] Dann betrat ich den Weg ohne Wiederkehr, in meiner Tasche befand sich lediglich die benötigte Anzahl von Samen. Ein berauschendes Gefühl von Grandiosität durchströmte mich, als mir die Genialität meines eigenen Plans bewußt wurde. Jede andere Murmel wäre bis ans Ende aller Zeiten an diesem Ort steckengeblieben. Nicht so ich. Mir war es sogar gelungen, einen Fluchtplan zu entwerfen, der ohne die Verwendung eines zweiten Yin-Yangs auskam. Als ich auf Montags Seite des Raumes angelangt war, drehte ich mich um, und sah die letzten Überreste des brüchigen Bodens in den Abgrund stürzen. Genau wie ich schon richtig vermutet hatte, würde es nicht mehr möglich sein, diese Passage noch einmal zu benutzen. Rasch rollte ich hinüber zu Montag, überreichte ihm die Tasche und erzählte ihm von meinem Plan. Seine Augen wurden groß vor Verwunderung ob meiner Cleverness. Die arme Kreatur hatte ohne Frage schon jede Hoffnung aufgegeben, jemals lebend diesen Ort zu verlassen, und in stiller Verzweiflung ihre aussichtslose Lage beweint4. „Herr Blackball, Sie haben
nicht zufällig noch einen von diesen Schirmen aus Bizzaro World dabei?“ Die Tasche bei Montag zurücklassend, rollte ich hinunter zu der Dynamitstange hinter einem schwarzen Gleichrichter. Auf einmal hörte ich etwas klicken. Gütige Götter von Enigma! Ein unsichtbarer Bodenschalter! In panischer Angst blickte ich um mich. Da, ein Loch! Eine Bodenplatte ganz in der Nähe von dem Ort, an dem sich Montag befand, war verschwunden. Na, wenn es nur das ist — selbst für jemanden wie Montag sollte es möglich sein, NICHT in den Abgrund zu fallen. Aber dann mit einem Male sah ich den Schatten einer Bewegung dort drüben. Oh nein! Ein Rotor tauchte aus dem Abgrund hervor … Dann noch einer … Und noch einer. Sofort begannen die drei Kurs auf Montag zu nehmen. Ohne weiter nachzudenken, stürzte ich los, um sie abzufangen. Gerade als der erste Rotor nur um Haaresbreite von Montag entfernt war, erreichte ich ihn, und versetzte ihm einen Stoß, so dass er außerhalb ihrer Reichweite rollte. Nun war die ganze Aufmerksamkeit der drei Rotoren auf mich gerichtet, und ich musste sie jetzt nur wieder dorthin locken, wo sie hergekommen waren: zurück in den Abyss. Ich bewegte mich nach rechts. Dann nach links. Dann wieder nach rechts. Schnelligkeit und Geschicklichkeit: darauf kommt es an, wenn man gegen Rotoren bestehen will. Ich musste vorsichtig sein. Ein wenig zu langsam, und sie würden mich in Einzelteile zerlegen. Ein wenig zu schnell, und sie würden mich aus den Augen verlieren. Hier ist er! Der Abyss! Ich machte einen raschen Schwenker nach links, rollte im Bogen um den Abgrund herum und machte mich dann davon, so schnell ich konnte. Die glücklicherweise etwas begriffsstutzigen Kreaturen bemerkten nicht, dass sie in eine Falle liefen, sondern bewegten sich zielstrebig weiter auf den Abgrund zu. Mit großer Genugtuung sah ich zu, wie die Rotoren einer nach dem anderen wieder dorthin entschwanden, woher sie aufgetaucht waren: in die endlosen Tiefen des Abyss. Geschafft! Und jetzt holen wir uns endlich das Dynamit. Aber da: Schon wieder eine Bewegung im Abgrund! Kommen sie zurück? Nein, es ist irgendetwas anderes. Ein durchgedrehter Wecker! Und auch dieser begann, sich sogleich in Richtung des armen hilflosen Montag zu bewegen. So schnell ich nur konnte, rollte ich hinüber und versetzte dem missratenen Chronometer einen Stoss auf die Zwölf, dass es nur so rasselte und klingelte. Die Kreat-Uhr ließ von Montag ab und wandte mir ihr Ziffernblatt zu. Das wirre Kreisen der Zeiger ließ nichts Gutes erahnen. Den Bruchteil einer Sekunde, bevor sich das Ungetüm auf mich stürzte, konnte ich zur Seite springen. Dann lockte ich es hinüber zur Wand, wo es schließlich stehen blieb. Und ich betete inbrünstig zu den Göttern Enigmas, dass es sich nicht wieder umdrehen würde, bis wir mit dem Öffnen der Oxyds fertig wären. „Entschuldigung, könnten
Sie mir bitte sagen, wie spät es ist …“ Ich nahm die Dynamitstange an mich und rannte zurück zu meiner Seite des Raums, und konnte hören, wie auch hier der brüchige Boden hinter mir zerfiel. Plötzlich vernahm ich ein weiteres Geräusch. Ich drehte mich um. Die Uhr. Sie hatte wieder begonnen sich zu bewegen. [..] Ich stieß die letzte Holzkiste ins Wasser, gerade als der Wecker nur noch einen Schritt von Montag entfernt war. Noch einen Moment und er würde sich auf dem gleichen Feld wie Montag befinden! Aber was für ein Glück: Die Kreat-Uhr hatte im letzten Augenblick beschlossen, die Richtung zu wechseln. Ein tiefer Seufzer der Erleichterung entrang sich meiner Brust, dann übergab ich die Kontrolle über das weitere Geschehen an Montag. Bitte, mein Freund, lass mich nicht im Stich! Ich vertraue dir! [..] Ich schaute zu wie Montag die Brücke fertig baute, und konnte nicht umhin, die Gechicklichkeit zu bewundern, mit welcher er ein ums andere Mal der verrückten Uhr auswich, während er sich gewissenhaft an meinen Plan hielt. Ich musste mir eingestehen, dass ich ihn wohl ein wenig unterschätzt hatte. Bald waren alle Oxyds geöffntet bis auf das eine, von einem weißen Gitter geschützte, hinter mir. Da sah ich, wie sich das Uhr-Wesen geradewegs auf mich zubewegte. „Montag! Mach' rasch!“ Ich begann zu beten, es war zweifelhaft, ob er mich überhaupt hatte hören können. Es ist nicht einfach, ohne ein Yin-Yang an einem Ort miteinander zu kommunizieren, an dem sich geschlossene Oxyds befinden. Aber dann sah ich, wie er sich behende auf das Oxyd zubewegte, und einen Moment später erstrahlte es in wundervoller Pracht. Ich zögerte keinen Sekundenbruchteil, schnappte mir Montag und verließ den Ort. Und als der Raum vor meinen Augen verschwamm, stellte ich mir zum abertausendsten Mal die Frage, wie wohl die nächste Welt beschaffen sein würde — welche entzückenden oder grauenhaften Dinge wohl dort auf uns warteten. Ludmian Sedai Anmerkungen des Herausgebers:1) Eine weiße Murmel, die Henry auf einer seiner Reisen traf. Sein richtiger Name war Jeremy Whitebrush. Mit Henry unternahm er zahlreiche Reisen und war diesem eine große Hilfe bei vielen seiner Abenteuer. Niemand weiß, warum Henry ihn Montag nannte. Als man Henry in einem Interview darauf ansprach, antwortete er: „Ich nannte ihn Montag, weil ich ihn das erste Mal an einem Donnerstag traf“. Das ist die einzige uns verfügbare Information. 2) Wahrscheinlich der berühmteste Gelehrte seiner Zeit. Seine Arbeiten, darunter die maßgebliche Abhandlung „Über die vielfachen Welten Enigmas“, der fragebogenartige Leitfaden für Reisende „Welcher Gott hat diese besondere Welt erschaffen?“ und der Bestseller „Umwandlungen für Dummies“, sind allgemein bekannt in der Welt der Murmeln. Er war der Vater von Anna Whiteball, die später Henrys Verlobte wurde. Nach dem Verschwinden seiner Tochter begann er zu trinken, und oft konnte man beobachten, wie er durch die Straßen torkelte, eine offene Flasche Schnaps in der Hand, und vor sich hin murmelte: „Es ist mein Fehler, nur meiner.“ Plötzlich tauchte er nicht mehr in den Straßen auf. Als seine Nachbarn, beunruhigt ob seiner langen Abwesenheit, in sein Haus eindrangen, sahen sie, dass seine Papiere und Bücher auf dem Boden verstreut lagen. Ihr Besitzer wurde seither nie wieder gesehen. Einige Murmeln behaupten zwar, dass sie ihn an einigen entfernten Ecken des Enigma-Universums zu Gesicht bekommen hätten, aber die Glaubwürdigkeit dieser Aussagen wird weitgehend angezweifelt. 3) Vergeben wir Henry seine Vorurteile. Er war eine Murmel seiner Zeit und in dem Zeitalter, als das Buch geschrieben wurde, hatte der Kampf gegen Diskriminierung jeglicher Art erst zu sprießen begonnen. Zu seiner Verteidigung sei angemerkt, dass ihn seine Liebe zu der bezaubernden Anna Whiteball sehr veränderte, und er in den letzten Jahren seines Lebens ein bekannter und einflussreicher Kämpfer für die Rechte der weißen Murmeln wurde. 4) Wie Jeremy Whitebrush später in einem Interview erklärte, habe er eigentlich schon lange vorher einen Ausweg gefunden und nur darauf gewartet, dass Henry sich herablasse, mit ihm zu sprechen.
Okay, und nun zu guter Letzt ist die Zeit gekommen, eine Frage zu
klären, die Henry Blackball zu Beginn seiner Erzählung aufgeworfen hat
(„Welcher Gott hat diese besondere Welt erschaffen?“, Frage 39), und
den Nachweis dafür zu liefern, dass tatsächlich mehr als nur ein
Körnchen Wahrheit in dem Werk von William Whiteball steckt, und dass Jacob
der Baumeister — unsere regelmäßigen Leser werden diese
Tatsache sicherlich nie in Zweifel gezogen haben — selbstverständlich
wirklich existiert! Vor einigen Tagen erreichte uns eine Nachricht von ihm, in
der er Einzelheiten zur Entstehungsgeschichte seines Meisterwerkes preisgibt
— und nicht allzu überraschend — hört sich das Ganze etwas
anders an, als das von Henry Geschilderte.
Allerdings scheint Jacob — sehr zu unserer Überraschung — zu
einer späteren Zeit doch persönlich Bekanntschaft mit Henry Blackball
gemacht zu haben, auf einer seiner Reisen durch die Welten Enigmas
(möglicherweise in einer der von ihm selbst geschaffenen); zumindest wagen
wir, diese Vermutung aus dem Schlusssatz seiner Betrachtung „Über
Eleganz im Leveldesign“ zu entnehmen — diese befindet sich auf der
Yang Seite unseres Artikels.
Bei „Plan Ahead“ handelt es sich eigentlich um eines meiner neueren Levels.Seed Puzzle
Entworfen im Geist meiner beiden „Seed Puzzle“ (und ähnlicher Levels) besitzt es aber eine kleine Wendung: zwei Murmeln sind zu kontrollieren, allerdings steht nur ein Yin-Yang zur Verfügung. Den gleichen Spaß, den ich bei der Erstellung der zwei „Seed Puzzle“ (und ähnlicher Levels wie „Versailles“ und „One-Way Streets“) hatte, hatten, hoffe ich, auch die Spieler, die sie erfolgreich lösen konnten. Und trotzdem denke ich, dass diesen Levels etwas fehlt. Ihre Puzzles sind meiner Meinung ziemlich hart und gut; die Level jedoch bieten wenig Abwechslung. Hauptsächlich enthalten sie nur Samen, Wasser bzw. Abgrund, Einbahnstraßen und gelegentlich Bomben. Bei „Plan Ahead“ wählte ich eine gegenläufige Strategie: ich benutzte mehr als nur einige wenige unterschiedliche Elemente, die alle zu den Samen in Beziehung stehen und miteinander gemeinsam eine in sich geschlossene Landschaft ausformen. M.E. ist „Plan Ahead“ einfacher als die meisten meiner anderen Seed Puzzle Levels; das Konzept ist aber weniger offensichtlich, da die Lösung nicht darin besteht, einfach bestimmte Grates zu zerstören, sondern vielmehr mehrere unterschiedliche Gegenstände geschickt einzusetzen. Dies mag die Schwierigkeit des Puzzles als Ganzes nicht erhöhen, aber sicherlich macht es die Sache interessanter, wie ich meine. Zurückblickend scheint „Plan Ahead“ mit den meisten anderen von mir entworfenen Puzzle-Levels erheblich zu kontrastieren. In der Mehrzahl von ihnen geht es entweder um die Erforschung einer Art von Labyrinth (wie z.B. „Labyrinth of Puzzles“ oder „Almost There“ oder sogar „Map it Out“, um nur einige zu nennen) oder die Lösung eines komplexen, auf einem Thema beruhenden Puzzles (wie z.B. bei der „Alien Glyphs“ Serie, bei „Now What?“ oder „Open Path“). Bei einigen sind diese Elemente in größerem Umfang kombiniert, aber relativ wenige besitzen im Verhältnis zu ihrer Größe eine solche Vielfältigkeit wie „Plan Ahead“. Üblicherweise sind sie auch in der Farbwahl dunkler gehalten und bieten eine weniger einladende Atmosphäre, während „Plan Ahead“ deutlich frischer erscheint, was auch m.E. einen Wechsel im Puzzle-Design widerspiegelt. „Plan Ahead“, hoffe ich, sorgt damit für eine erfrischende Neuauflage des Seed-Puzzle-Themas: in diesem Fall in einem farbenfrohen und beruhigenden Umfeld, das alle Spieler, die bereit sind, in diese Welt einzutauchen, herausfordert — aber auch belohnt. Jacob Scott
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