Level des MonatsJeden Monat werfen wir einen näheren Blick auf einen herausragenden Level. Herausragende Levels sind dabei solche, die sich durch die höchsten Bewertungen durch die Spieler auszeichnen, und dabei zugleich von genügend vielen Spielern auch bewertet wurden. Es ist also Ihre Wahl, die den Level des Monats bestimmt. Bitte werten Sie Levels, nachdem Sie sie gespielt haben, und vergessen Sie nicht, die Wertungen zusammen mit Ihren Spielergebnissen zum Ende eines jeden Monats uns zuzusenden. Sie können alle vorigen Level des Monats in unserem Archiv finden. April 2008: „Turnstiles for Two - Rhapsody on Turnstiles in Blue and Green“von Ronald LamprechtDie Welt der „schwarzen Kugel“ kennt viele Facetten: Meditationen, Besuche von Tempeln und Irrgärten, Dechiffrieren, Weltraumabenteuer, allein oder zu zweit, sogar mit Albträume sind wir gesegnet, um nur einiges zu nennen. Doch wie sieht es im Bereich der Musik aus? Nicht so toll? Mitnichten. Zwar gibt es keinen Ohrwurm, der sich einem einfach erschließt, dafür können wir mit einer Rhapsodie aufwarten. Enigma VI # 77
Schüler: „Einer was?“ Ein Solo im Duett
„Oh nein. Lasst uns geschwinden Schrittes diesen Ort des
Grauens verlassen und uns weit angenehmeren Dingen zuwenden.“ Tja, mit den Turnstiles ist das so eine Sache. Man
kann sich nicht nur selbst übers Wasser transportieren sondern auch den
anderen. Allerdings kann es dann passieren, dass der andere ohne Hilfe
nicht mehr zurückkommen kann. „Neben Erfahrung ist auch ein gewisses Fingerspitzengefühl gefragt“Es ist schon eine Weile her, dass ich „Turnstiles for Two“ gespielt habe. Nachdem ich mir den Level jetzt noch einmal angesehen habe, ist mir eingefallen, dass ich vor allen Dingen Schwierigkeiten hatte, beim Herumklappen der Dreharme an der richtigen Stelle zu bleiben. Das gilt besonders für den sehr engen Komplex in der Mitte der unteren Hälfte, weil man da kaum Platz zum manövrieren hat. Kein Wunder also, dass die Verfügbarkeit des Pins einen gewaltigen Unterschied zwischen leichtem und schwerem Modus macht.
Zusätzlich dazu ist vorausschauendes Planen gefragt, damit man nicht nur zu den Oxyds hin, sondern auch wieder zurück gelangt. Es hat bei mir da schon eine Weile gebraucht, bis ich wusste, wie ich die „Inseln“ in der Mitte des Levels richtig einbaue.
Die eigentliche Schwierigkeit bei „Turnstiles for Two“ liegt aber mal wieder darin, den allerletzten Oxyd zu erwischen. Da ist neben Erfahrung auch ein gewisses Fingerspitzengefühl gefragt, denn selbst wenn man den Trick raus hat, klappt es dennoch nicht jedes Mal. Man muss schnell genug an die richtige Stelle flitzen, um auf die Insel mit dem letzten Oxyd transportiert zu werden.
Es gibt da übrigens noch einen anderen Level von Ronald Lamprecht (Cold Meditation), bei dem man eine ähnliche Aktion machen muss, um unter den letzten Eisblock geschubst zu werden.
Hmm … und jetzt?
Also schauen und hören wir uns an, was unsere zwei Musiker zu bieten haben. Der Anfang ist noch ganz entspannt. In den ersten Akkorden gibt einer vor, wo's lang geht und der andere folgt. Doch nun nähern sich unsere beiden Musiker dem zentralen Motiv. Jeder wählt dazu, mit Unterstützung des anderen, seinen eigenen musikalischen Weg. Zwei Spannungsbögen, jeder individuell durch kleinere Soli angereichert, ziehen sich hin zum zentralen Motiv. Unsere beiden halten sich dort nicht lange auf, sondern stellen die anderen Motive ihrer Rhapsodie vor: ein kleines Solo, ein interessantes, schmackhaftes Intermezzo und nicht zuletzt der technisch schwierigste Teil ihres Vortrags, eine mit Kreuzen gespickte Melodie, die von beiden Seiten höchste Konzentration und Präzision erfordert. „Ich schätze seine Hingabe, mit der er neue Spielelemente in ihrem ganzen Funktionsumfang erschließt “Ich bin froh, dass man mich gefragt hat, einen Kommentar für
„Turnstiles For Two“ zu schreiben, nicht nur weil ich in der Welt der
Musik zu Hause bin, sondern besonders weil dies unter den
„Yin-Yang-Leveln“ in Enigma mein Lieblingslevel ist. Ich weiß, dass es
Ronalds Absicht war, den Level als eine Rhapsodie anzulegen, und die
Beschreibung hierfür scheint passend zu sein, aber dieser Level lässt
etwas anderes vor meinem geistigen Auge auftauchen, das schon ein
gutes Stück älter ist. Vor kurzem habe ich Bachs zweistimmige Inventionen
wiederentdeckt, und diese stellen eine ausgezeichnete Analogie zu
Ronalds Schöpfung dar.
Bei Bach spielen beide Hände, in Wechselbeziehung zueinander stehend,
kontrapunktische Melodien. Jede Hand hat einen begrenzten Spielraum,
genauso wie die weiße und die schwarze Murmel hier strikte Beschränkungen
haben, was sie tun können und was nicht, und wohin sie gehen können und
wohin nicht. Zusammen bilden die beiden Melodielinien eine harmonische
Sequenz, während sie sich unabhängig voneinander ihren Weg durch das
Stück bahnen. Und wenn man es schafft, ein technisch ziemlich tückisches
aber musikalisch wunderbares Stück durchzuspielen, dann wird man im
Schlusstakt sehr häufig mit einem ausgesprochen zufriedenstellenden
Dur-Akkord belohnt.
Ein Sache, die ich an Ronalds Leveln sehr schätze, ist die Hingabe, mit
der er neue Spielelemente in ihrem ganzen Funktionsumfang erschließt,
oder neue Anwendungsmöglichkeiten für bereits vorhandene aufzeigt.
Dieser Level ist eine wundervolle Erkundundungsreise durch eine
Landschaft, in der man die verschiedenen Eigenarten der grünen
Turnstiles kennenlernt. Beinahe jede Aktion erfordert das Zusammenspiel
der beiden Murmeln. Ronald hat außerdem den Level dadurch schwieriger
(aber auch unterhaltsamer) gemacht, dass er ihn so aufgebaut hat, dass
die maximale Anzahl gleichfarbiger Oxyds bei den oberen vier ein Paar ist.
Wie auch immer, der Spieler ist gezwungen, den Rückweg nach oben zu
meistern, und dann wieder nach unten zu gelangen, um das Spiel
erfolgreich zu beenden. Die größte Schwierigkeit ist meiner Ansicht
nach die Gruppierung von vier Oxyds mitten im Wasser im Zentrum des
untersten Levelabschnitts - es ist hier wirklich schwierig zu vermeiden,
dass eine der beiden Murmeln ins Wasser fällt, und dann, kann man wieder
ganz von vorne anfangen.
Ein anderer, äusserst reizvoller Aspekt an „Turnstiles For Two“ ist,
dass der Level einfach einen prachtvollen Anblick bietet. Mit all dem
Wasser und den hellen Tönen hat man das Gefühl, als sei man auf einer
Urlaubsreise auf den griechischen Inseln unterwegs. Glückwunsch an
Ronald für solch eine erfreuliche Enigma Erfahrung!
Nun da alle Motive vorgestellt sind, werden diese von unseren beiden Musikern stilsicher und in bester Spiellaune aufgelöst, wobei sie immer wieder zum zentralen Motiv, das sie gekonnt variieren, zurückkehren. Wir nähern uns dem Finale, in dem einer der beiden noch einmal sein Können an einem seiner Instrumente zeigt. Unter dem gebührenden Applaus des Publikums verlassen unsere beiden Musiker die Bühne. Was für eine tolle Darbietung!
Endlich, das Lifekonzert:
„The Be Sharps“ Doch um die Konzertreife zu erreichen, ist einiges an Übung nötig, denn Fehler werden unnachsichtig bestraft: Man fängt wieder am Anfang an. Unachtsamkeiten (nachlassende Konzentration oder fehlende Antizipation) an strategischen Stellen wie dem zentralen Motiv wirken sich dann später verheerend (Shift-F3) aus. Sage ich doch immerfort: Aber recht hat er schon. Wie oft bin ich am „Kreuz“ unabsichtlich ins kalte Wasser gesprungen? Sei's wegen mangelnder Präzision oder weil ich - warum auch immer - vergessen hatte, auf die andere Murmel umzuschalten. Also durchatmen, Ruhe bewahren und nicht zu hektisch vorgehen. Die Koffeinsüchtigen (so wie ich) sollten zur Vorbereitung ihren Kaffeekonsum reduzieren und, um eine ruhige Hand zu haben, vielleicht besser ein Glas Vin Rouge zu sich nehmen ;-). Einiges an Nerven kostet auch das zentrale Motiv (hier gibt's kein Bild - denn zu viel soll hier nicht verraten werden). Der Einsatz der „Instrumente“ muss gut und vorausschauend geplant sein, will man sich nicht den Rückweg zu den oberen und unteren Motiven versperren. Ist ein „Instrument“ nicht richtig „gestimmt“, stellen sich die üblichen Konsequenzen (Shift-F3) unumgänglich ein. Besonderen Reiz bekommt dieser Level auch durch den Einsatz einer weißen und schwarzen Murmel. So hat jede Bereiche, die nur ihr zugänglich sind, aber ohne die aktive Zusammenarbeit der beiden sind diese nicht erreichbar (wie z.B. beim „Kreuz“). Also Leute, rafft euch auf, stimmt eure „Instrumente“ und legt los zur „Session für zwei“. „Die grünen Turnstiles hatten sich als weitaus wertvoller erwiesen, als ich es jemals zu hoffen gewagt hatte“Als einen ganz kleinen Misston empfinde ich den Vortex, denn dieser wird eigentlich nicht zwingend benötigt. Aber vielleicht habe ich die Komposition nur noch nicht in ihrer kompletten Gänze erfasst. Also werde ich einfach nochmal voller Genuss in die Welt der Enigma-Klänge eintauchen. Es mag verrückt klingen, aber „Turnstiles for Two“ ist eine „Auftragsarbeit“.
Im Zuge der Veröffentlichung von v1.00 erhielten wir Berichte über
Absturzprobleme, die scheinbar mit den Turnstiles zusammenhingen.
Beim Debuggen des Turnstile Codes zogen die grünen Turnstiles meine
Aufmerksamkeit an sich. Es gab bis dahin nur einen einzigen Level, der
Gebrauch von ihnen machte: „Zig Zag“ - und dort kamen sie nur
indirekt zum Einsatz. Ich begann, die Existenzberechtigung dieser Variante
in Frage zu stellen - mit all dem Extra-Code, den sie verursachte. Aber
nach kurzer Zeit entdeckte ich ein erstes direkt anwendbares Muster für
einen Level mit nur einer Murmel, was schließlich Mitte Februar 2007
zum Level „Revolver“ führte.
Aber meiner Ansicht nach musste der wahre Wert der grünen Turnstiles
erst in Multi-Murmel-Leveln erkennbar werden. Also habe ich am
13. März dazu aufgerufen, einen Einführungslevel für grüne Turnstiles
zu schreiben, der einige brauchbare Muster demonstrieren sollte.
Zwei Tage später habe ich selbst versucht, einen solchen Level zu
verfassen. Nach drei Arbeitsstunden hatte ich zwei neue Level
fertiggestellt: „Cold Meditation“ und „Polar
Bear's Paradise“. Am nächsten Tag hat Andreas verzweifelt bei mir
angefragt, ob denn wirklich „Cold Meditation“ der von mir
angekündigte Level sein solle.
Natürlich nicht! Ich hatte nur ein paar Muster gesammelt und war dabei
von Ideen für andere Level abgelenkt worden. Aber nun hatte ich eine
Idee für ein Arrangement verschiedener Muster, und mit jedem Muster,
das ich zum Level hinzufügte, ergaben sich wieder neue Muster mit den
grünen Turnstiles. Zwei unterhaltsame Abend-Sessions später - in den
frühen Morgenstunden des 17. März - war „Turnstiles for Two“
dann so weit für den ersten Versand. Die grünen Turnstiles hatten sich
als weitaus wertvoller erwiesen, als ich es jemals zu hoffen gewagt hatte!
Eine Wippe für Kinder und
Erwachsene in (fast) jedem Alter Auf der Suche nach Inspirationen unterbrach ich an beiden Abenden meine
Arbeit. Beide Male setzte ich mich ans Klavier und begann aus dem Kopf
eines meiner Lieblingsstücke zu spielen: Gershwins „Rhapsodie In Blue“.
Es hat einfacht gepasst - die verschiedenen voneinander unabhängigen
Muster zu einem gemeinsamen Thema, miteinander verbunden in einem
umfassenden Rahmen, schwarz und weiß, und zusätzlich Gefühle
wie Sehnsucht und Unbestimmtheit. In der Tat hat Gershwin sein Stück zuerst „Nocturne in Blue and Green“genannt, wobei die Farben für die Gefühle stehen. Da die grünen
Turnstiles der hauptsächliche Anlass für den Level gewesen waren,
brauchte ich nur noch den Untertitel „Rhapsody On Turnstiles In Blue And Green“.
hinzuzufügen.
Bereits mehrere Male haben einige User ihre Verwunderung zum Ausdruck
gebracht über den Zeitrahmen, in dem ich einige meiner besten Level
verfasst habe. Aber so ist nun einmal die Natur der Kreativität. Man
verbringt unzählige Stunden damit, Enigma zu spielen und weiterzuentwickeln,
und auf einmal hat man die Idee für einen Level. BTW hat Gershwin seine
Rhapsodie in nur 24 Tagen und Nächten komponiert! Aber er hat die Niederschrift
seiner eigenen Klavierpartitur erst Monate nach der Weltpremiere fertig gestellt.
Genauso war auch „Turnstiles for Two“ nicht nach zwei Abenden
vollendet. Ich entdeckte einen feinen Punkt, für den ich zunächst keine
Patentrezept parat hatte: eine faire und auch lösbare Verteilung der
Oxydfarben. Die Farbverteilung einfach per Zufallsgenerator vorzunehmen
funktioniert nicht. Wenn z.B. alle oberen Oxyds miteinander Paare bilden,
gibt es keinen Grund nach der Untersuchung des unteren Teils später noch
einmal zum oberen Teil zurückzukehren. Aber es ist nun einmal ein
wesentlicher Punkt an dem Level, dass man zum oberen Teil zurückkehren
MUSS nach der Untersuchung des unteren Teils. Schließlich habe
ich eine kleine Spezialfunktion geschrieben, die in angemessener Weise
Einfluss auf die Farbverteilung an die Oxyds nimmt. Aber dieses Problem
fairer Oxydverteilung wurde daraufhin auf Enigmas Todo Liste gesetzt.
Es hat den ganzen Monat Oktober in Anspruch genommen, einen generellen
Algorithmus zu finden und zu programmieren, der dieses ziemlich komplexe
Problem auch für alle zukünftigen Level löst.
Wenn ich jetzt, nachdem ein Jahr vergangen ist, auf den Level zurückblicke,
fällt mir auf, dass er doch etwas schwieriger geraten ist, als ich das
ursprünglich geplant hatte. Besonders der Einfache Modus sollte einfacher
zu lösen sein, der Vortex ist nicht notwendig und im Schwierigen Modus sollte
der Spieler gezwungen sein, ALLE verschiedenen Muster zu verwenden anstatt
nur diejenigen auch im Einfachen Modus erforderlichen. Ich habe die Reibung
innerhalb des kritischen Bereichs der südlichen Rosette erhöht, und den
mittleren Abschnitt für den Einfachen Modus vereinfacht. Ich hoffe, dass
gibt mehr Spielern die Chance, an der Vielseitigkeit der „Turnstiles for Two“
Gefallen zu finden.
Vielen Dank für die guten Bewertungen, und viel Spass beim Spielen!
Vielen Dank an Ronald Lamprecht für dieses musikalische Meisterwerk. NObby |